Kaiserschnitt

Veröffentlicht am 28. Oktober 2025 um 10:16

💛 Kaiserschnitt wenn die Geburt anders verläuft als gedacht

Ich selbst war Kaiserschnitt-Mama und ich muss sagen: mir ging es damals gar nicht gut.
Es lief alles anders, als ich es mir gewünscht hatte. Heute weiß ich, dass der Stress im Krankenhaus nicht hilfreich war.
Unter Stress schaltet unser Körper den Parasympathikus (den Entspannungsnerv) aus und aktiviert den Sympathikus
das bedeutet: wir sind bereit zu kämpfen oder zu fliehen, aber nicht zu entspannen oder gar eine Geburt in Ruhe weiterzuführen.

Ein Kaiserschnitt wird oft klein geredet, dabei ist es eine große Bauchoperation.
Und trotzdem wird von Müttern erwartet, dass sie gleich aufstehen, sich um ihr Kind kümmern und „funktionieren“.
Für viele ist das ein traumatisches Erlebnis, je nachdem, wie der Kaiserschnitt abläuft.

Ich erinnere mich noch genau an meine eigene Geburtserfahrung:
Mein Mann wurde zunächst vor der Tür vergessen, ich habe während der Operation vieles gespürt 
und am Ende musste mein Mann mit unserem Baby zwei Stunden warten, bis es ein Lebenszeichen von mir gab.

Ich habe unterschiedliche Geburtsformen erlebt, jede mit ihren Eigenheiten – wie auch meine Kinder.
Doch der Kaiserschnitt war für mich seelisch und körperlich am belastendsten.
Es fiel mir jahrelang schwer, mein Kind wirklich anzunehmen.
Diese Erfahrung hat alte Wunden geöffnet, und ich wusste nicht, wie ich sie schließen sollte.

Ich war depressiv, nahm jede Bemerkung meines Mannes persönlich und konnte nicht mehr lachen.
Ich war tief in meiner Trauer und dann kamen diese Sätze:

„Sei doch froh, dass dein Kind gesund ist.“
Aber kaum jemand fragte:
„Wie geht es dir eigentlich?“

Weder die Frau, noch der Mann oder das Kind stehen nach so einem Erlebnis im Mittelpunkt 
und genau das wäre so wichtig.

 

Wie es Müttern nach einem Kaiserschnitt geht

Es hängt stark davon ab, wie der Kaiserschnitt erlebt wird:

  1. Wunschkaiserschnitt:
    Viele Frauen sind danach im Reinen mit sich, weil sie selbst entschieden haben.
    Sie fühlen sich sicher und vorbereitet.

  2. Notkaiserschnitt:
    Hier fühlen sich viele Frauen überfordert, traurig oder schuldig.
    Manche haben das Gefühl, „versagt“ zu haben, empfinden mehr Schmerzen oder entwickeln Schuldgefühle und Depressionen.
    Oft fällt es ihnen schwer, eine tiefe Bindung zum Baby aufzubauen.

 

Wie es den Vätern geht

Auch Männer sind betroffen nur sprechen sie selten darüber.
Wenn sie dabei sind und wissen, was passiert, können sie die Situation oft besser verarbeiten.
Doch viele leiden still, weil sie glauben, stark sein zu müssen.

Ich selbst habe später mit meinem Kind Bonding nachgeholt eine sehr heilsame Erfahrung.
Aber ich habe meinen Mann nicht miteinbezogen.
Seine Reaktion damals war:

„Jetzt war ich wieder nicht dabei.“
Das hat mich tief getroffen und mir gezeigt, wie wichtig es ist, auch den Partner in den Heilungsprozess einzubeziehen.

Wie es dem Kind geht

Kinder spüren mehr, als wir denken.
Wenn eine Mutter nach der Geburt Schwierigkeiten hat, ihr Kind anzunehmen,
nimmt das Kind diese Distanz wahr.
Es fehlt ihm die Erfahrung der Geburt, die Nähe, das sogenannte „Geburtsband“,
das für Bindung und Immunsystem so wichtig ist.

Diese Kinder sind oft feinfühlig und reagieren stark auf Emotionen
sie tun alles, um Nähe zu bekommen, aber die Liebe der Mutter kann in dieser Zeit schwer zugänglich sein.

 

Und doch: Es gibt immer Wege der Heilung

So schmerzhaft die Erfahrung eines Kaiserschnitts sein kann
es ist nie zu spät, Heilung zu finden.
Man kann Bindung nachholen, Wunden ansprechen und Frieden schließen
mit sich selbst, mit dem Kind, mit dem Erlebten.

Im nächsten Blog schreibe ich über Wege und Möglichkeiten,
wie du nach einem Kaiserschnitt Körper, Herz und Seele wieder in Verbindung bringen kannst.

Mit Liebe,
Tanja